Mini-Man's Agility Spaß ......
Cotons und Agility
Ein Beitrag von W. Knickenberg
In der öffentlichen Wahrnehmung – und auch im Verein – ist die Kombination von Cotons und Agility kaum feststellbar. Fakt ist (vgl. etwa das Youtube-Video zu der Crufts Agility Competition 2015), dass es Cotons in Agility-Wettbewerben meist nicht auf die vorderen Plätze schaffen. Dies selbst dann, wenn es im Agility-Turniersport die Einteilung der Rassen in die Klassen ‚small’, ‚medium’ und ‚large’ gibt und Cotons naturgemäß in der Klasse ‚small’ nur gegen ‚kleine’ Konkurrenten antreten. ‚Small’ geht allerdings bis zu einer Risthöhe von 35 cm, und da gibt es diverse Hunderassen, die mit längeren Beinen als unsere Coton seinen deutlichen Geschwindigkeitsvorteil aufweisen. Dieser Geschwindig-keitsvorteil lässt sich mit der hervorragenden Gelenkigkeit unserer Cotons kaum wettmachen. Die weltweit große Ausnahme bildet wohl ein Coton namens Barken’s Happy Go Lucky, der im United Kennel Club (UKC), USA, in Wettbewerben im Jahr 2002 UKC-Agility Champion wurde. (1)
In Europa sind mir ähnliche Agility-Erfolge von Cotons allerdings nicht bekannt. Nun möchte ich an dieser Stelle festhalten, dass ich hier kein Plädoyer für den Einsatz von Cotons im Agility-Turniersport halte, sondern dass es um etwas anderes geht: Das Team-Erlebnis und die gemeinsame Freude von Hund und Frauchen/Herrchen beim Hundesport Agility.
Bekanntlich hat der traditionsreiche UKC (gegründet 1864) die Rasse Coton de Tuléar erst jüngst, nämlich 2014, in sein Rassenregister aufgenommen (mit dem schönen Leitspruch „If you don’t smile at the sight of a Coton’s sweetly expressive face, check your pulse, you might be dead“, übersetzt: „wenn Du beim Anblick des lieblich ausdrucksvollen Gesichts eines Coton’s nicht lächelst, überprüf’ Deinen Pulsschlag, Du könntest tot sein“). Die Aufnahme erfolgte in der Gruppe der „non sporting dogs“. Soll das nun heißen, dass Cotons nicht sportiv sind? Wohl nicht, die „non sporting“ - Gruppe entspricht in etwa der FCI - Gruppe der Gesellschafts- und Begleithunde, ohne Aussage über Sportlichkeit (oder „Unsportlichkeit“) der vertretenen Rassen.
Ich glaube, wir als Coton-Besitzer sind uns alle darin einig, dass Cotons keine Sofa-Hunde sind, sondern individuell mehr oder weniger ausgeprägte sportliche Hunde. (Dies schließt im übrigen nicht aus, dass unsere Cotons nach einem einstündigen Spaziergang mit vielen Wettrennen untereinander oder mit anderen Hundekumpels sich anschließend bei uns auf einem Sofa ihrer Wahl ausruhen dürfen.)
Im Vergleich zum normalen Freilauf bei einem Spaziergang stellt Agility nun eine deutlich gesteigerte Herausforderung an den Hund dar –nicht nur an die Physis, sondern auch an die Intelligenz, wobei ich das spontane Verständnis des Hundes in Bezug auf die Kommandos und/oder die Körpersprache/Handzeichen von Frauchen/Herrchen meine. Die unterschiedlichen Hindernisse –etwa Wippe, Tunnel/Sacktunnel, Reifen, A-Wand etc.- stellen per se zunächst Hindernisse dar, die gewöhnungsbedürftig sind und von unserem Hund gemeistert werden müssen. Dabei geht es (auch im Freizeitsport Agility am Anfang nicht um Geschwindigkeit, sondern) um die Bewältigung zunächst unbekannter Hürden und dies im Vertrauen darauf, dass Frauchen/Herrchen ja sicherlich nichts Unmögliches verlangen würden. Nach einer individuell mehr oder weniger kurzen Eingewöhnungszeit an den Parcours wird sich zeigen, dass unsere Cotons immer begeisterter mitmachen und jetzt –weil sie die Nummern an den einzelnen Hindernissen (noch) nicht lesen können- sich ihre eigene Hindernisabfolge zusammenstellen, wenn wir nicht schnell genug sind, ihnen zu folgen und die Richtung zu bestimmen. An diesem Punkt spreche ich jetzt nicht mehr nur von den Cotons, sondern von der sportlichen Herausforderung an ihre Frauchen/Herrchen, Schritt zu halten und die erforderlichen verbalen oder physischen Hinweise zur Abfolge der Hindernisse zu geben. Sportlichkeit ist also auf beiden Seiten -Coton und Frauchen/Herrchen- gefragt. Wenn gemeinsames Verständnis und Sportlichkeit am Ende zusammenpassen, ist Freizeit-Agility sowohl für Coton als auch für Frauchen/Herrchen ein beglückendes Erlebnis, wovon beide, selbst bei nur einer Zeitstunde pro Woche, zum beiderseitigen Vergnügen profitieren.
Apropos Vergnügen: natürlich ist es für den Coton vergnüglich, den Parcours über alleHindernisse selbstbewusst bewältigt zu haben und am Ende mit einem Leckerlibelohnt zu werden –und natürlich ist es auch für Frauchen/Herrchen vergnüglich, dass ihr Hund allen Kommandos/Fingerzeigen fehlerlos gefolgt ist- nur möchte ich an dieser Stelle Martine Lebrun (2) widersprechen, die über Agility u.a. schreibt: „vraimant ils aimaient ça et ne cherchaient qu’a faire plaisir à leur maitre“,(übersetzt. „sie (die Hunde) lieben es wirklich und wollen nur ihrem Herrchen gefallen“). Sie lieben es, kann man ohne weiteres stehen lassen, aber nicht, weil sie nur ihrem Herrchen gefallen wollen, sondern weil sie selbst originär Spaß an der Sache haben und sich mit Begeisterung auf dem Parcours austoben. Dazu muss man nur einmal einen Agility-Wettbewerb auf einer der großen Hundeausstellungen gesehen haben: die meisten Hunde gehen laut bellend über den Parcours, und das scheint nicht pure Aufregung zu sein, sondern vielmehr die Freude, jetzt dran zu sein und sein Können zu beweisen.
Auch unser Alex (Steckbrief s.u. (3) ) rennt –nicht immer, aber oft- laut und freudig bellend über den Parcours. Dabei ist er oft schneller als der im selbenAgility-Kurs laufende Australian Sheperd, jedenfalls immer dann, wenn der sich an einem Hindernis verläuft und dann neu ansetzen muss.
Nochmals zum Thema Vergnügen: anders als im Turniersport Agility, der überwiegend in Hallen praktiziert wird, finden die Agility-Kurse in normalen Hundeschulen wohl überwiegend im Freien statt. In unserer Hundeschule erfolgt eine Absage, wenn es vor Kursbeginn in Strömen regnet. Wenn es aber zwei Stunden zuvor heftig geregnet und dann wieder aufgehört hat, ist der Platz natürlich immer noch matschig. Das macht den überwiegend langbeinigen und kurzhaarigen Kurskollegen wenig aus. Für den Coton bedeutet das aber immer anschließend eine besonders intensive Nachbehandlung, mindestens „Unterbodenpflege“. Dessen muss man sich bewusst sein, wenn man mit einem Coton Agility als Freizeitsport betreiben will.
Abschließend noch in Kürze, wie ich mit unserem Alex zu Agility gekommen bin: nach seinen ersten Ausstellungen im Alter von neun Monaten blieb er ein bisschen ein Überraschungsei; mal lief er hervorragend im Ring, mal wollte er nicht verstehen, was er dort sollte. In dieser Situation kam mir die Idee, mit Alex Agility zu machen, um ihn aufmerksamer und aufnahmebereiter für die Kommandos und die Körpersprache seines Herrchens zu machen. Wir praktizieren dies nun seit fast zwei Jahren und unsere vorher schon enge Beziehung von Geburt an hat sich dadurch nochmals enorm verfestigt. Bei Agility sind wir ein Team auf Augenhöhe. Er liebt alle Hindernisse, selbst den früher ungeliebten Sacktunnel durchrast er heute mit freudigem Gebell, und er freut sich, wenn ich bei seinen Sprints noch halbwegs mitkomme. Verschweigen will ich am Ende aber nicht, dass er in unserem Agility-Kurs, abgesehen von dem bereits erwähnten Australian Sheperd Rüden, der einzige Mann in der Gruppe ist und er es liebt, den Hundedamen zu zeigen, was für ein toller Hecht er ist.
(1) zitiert nach Eli De Luca, Coton’s World, 2003, S. 33 f.
(2) zitiert nach Nathalie Brabant-Brkic, Le Coton de Tuléar, Paris 2007, S. 118
(3) Alexandre le Grand Coton de Cologne, geb. 26.05.2012 Jgd. Champ. CTV u. VDH; Dtsch. Champ. CTV u. VDH Titel: u.a. Rheinlandsieger 2013, GermanWinner 2014
Foto 1: Alex als ‚Schmuddel‘ auf dem Steg |
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